Wir entzaubern hartnäckige Mythen über Kunststoff

durch Kalie Cheng auf June 16, 2020

Wir entzaubern hartnäckige Mythen über Kunststoff

Fluch oder Segen

Okay, wir alle wissen, dass wir mit unserem Umgang mit Kunststoffen langfristig den ganzen Planeten ruinieren werden, wenn wir nichts daran ändern.

Aber wie sieht es kurzfristig aus? Kann man überhaupt noch Plastikverpackungen kaufen ohne sich zu vergiften? Zumindest wenn man Medienberichte, wie das Jenke-Experiment zum Thema Plastik schaut, könnte man das durchaus denken.

Aber bevor wir jetzt die Alu-Hüte zücken sollten wir nochmal einen wissenschaftlichen Blick auf das Thema werfen und das ganz nüchtern betrachten. Denn wenn man ein paar einfache Regeln beachtet, kann man den Eintrag von Additiven durch Lebensmittel weitestgehend vermeiden.

Entwarnung

Vorneweg geben wir schon mal eine Entwarnung:

Die allermeisten Lebensmittelverpackungen stellen keine gesundheitliche Gefahr dar.

Puuh! Ihr könnt durchatmen.

Die Facts im Nerd-Talk

Die meisten Lebensmittelverpackungen bestehen aus reinem Polypropylen (PP,  Recyclingcode 05) oder Polyethylen (PE, Recyclingcode 02 und 04), den sogenannten Polyolefinen. Daneben wird für Schalen und Flaschen auch Polyethylenterephtalat (PET, Recyclingcode 01) verwendet. PP und PE werden komplett ohne Additive (Zusatzstoffe) eingesetzt, genau wie PET-Flaschen, die im Pfandsystem laufen. Dadurch gelten diese Verpackungen nicht nur als unbedenklich sondern sind sogar gut recycelbar. Ein weiterer dicker Pluspunkt, wie wir finden.

Wenn ihr jetzt meint, das klingt doch viel zu gut, um wahr zu sein, dann habt ihr recht. Ein paar Ausnahmen gibt es. Saft-Flaschen aus PET können zum Beispiel ungefährliche Additive und Barrieren enthalten. Das beeinträchtigt die Recyclingfähigkeit, macht die Flaschen aber nicht gefährlich für die Gesundheit.

Anders sah das lange Zeit bei Polycarbonat (PC, Recyclingcode 07) und weichem Polyvinylchlorid (Weich-PVC, Recyclingcode 03) aus. Beide enthalten gesundheitsschädliche Weichmacher. Bei PC war das bis 2011 das Bisphenol-A (BPA). Von diesem Stoff habt ihr bestimmt schon gehört. Bei Weich-PVC sind verschiedenste sogenannte Phtalate enthalten. Die drei schlimmsten davon, DEHP, DBP und BBP, sind zumindest weitgehend durch weniger toxische Alternativen wie DINP und DIDP ersetzt worden.

Weich-PVC wird zurzeit noch viel als Folie insbesondere in der Fleischindustrie, eingesetzt. Das Material PC wurde früher für Brotboxen und Muttis Tupperdosen verwendet.

Fazit

Die meisten Verpackungen für Lebensmittel aus Kunststoff sind unbedenklich für die Gesundheit. Und die fiesen Ausreißer verschwinden mehr und mehr vom Markt.

Die Verpackungen, die unbedenklich sind, sind gleichzeitig auch gut recycelbar. Yeah, ein echtes Win-Win.