Gesundheitscheck: Was macht Kaffee mit meinem Körper?

durch AVADA Support Collaborator auf September 18, 2020

Gesundheitscheck: Was macht Kaffee mit meinem Körper?

ÄRZTE ZEITUNG BERICHTET ÜBER NEUE REVIEW-STUDIE

Eine große Studie von dem Wissenschaftsteam um Rob van Dam, Ernährungswissenschaftler aus Singapur, hat die Folgen von Kaffee und Koffein mal aufs Korn genommen. Genau das haben wir dann auch getan. Naja eigentlich haben wir nur seine Studie hier zusammengefasst und ein paar Kommentare dazu geschrieben. Viel Spaß.

Kaffee macht wach!

Die ungefähr berühmteste Aussage in Bezug auf Kaffee. Aber jetzt fragen wir uns: Stimmt das überhaupt? Neben all den placebo Effekten und dem großen Wunsch, das dunkle Gold möge einen durch den Tag retten, wollen wir die ganze Sache mal genauer betrachten. Die größte Enttäuschung vorweg: Koffein kompensiert leider keinen Schlafmangel. Eigentlich Schade. Es wäre doch eine tolle Vorstellung eine kaffeetrinkende Superheldin zu sein, die nie schlafen muss und Nachts das Böse bekämpft. Leider stellt sich aber heraus, dass Koffein nur kurzzeitig wach hält. Also nichts mit: Nie schlafen und immer Leistung abliefern. Trotzdem ein kleiner Lichtblick: Koffein gibt zumindest einen kurzzeitigen Push. Koffein reduziert die Adenosin-Wirkung: somit weniger Müdigkeit und mehr Aufmerksamkeit. Der Einfluss von Kaffee auf unsere Schlafqualität hängt deshalb auch von der individuellen Variante des Adenosin-Rezeptors ab. Wie dieser das Koffein bindet, blockiert und sich so entfalten kann.

Zu viel Koffein macht krank

Ich hab schon in der Grundschule gelernt, dass sogar 100 Äpfel am Tag ungesund sein können und jetzt stellt sich heraus, dass 75 - 100 Tassen Kaffee in kurzer Zeit eventuell zu einer Vergiftung führen könnten. Ich muss sagen: Das schockt mich nicht. Trotzdem kann auch eine leicht erhöhte Dosis Koffein Angst, Unruhe, Nervosität, Dysphorie, Schlaflosigkeit, Erregung und psychomotorische Agitation erzeugen und sollte nicht unterschätzt werden. Schätzungsweise ab 1,2 g ist mit derartigen Auswirkungen zu rechnen. Wenn wir das mal kurz ausrechnen und berücksichtigt man, dass eine Tasse Espresso ca 63 mg Koffein enthalten, sollten auf gar keinen Fall mehr als 20 Tassen Espresso getrunken werden! Naja gut, ich denke das lässt sich einrichten.

Alles kann nichts muss!

Kaffee treibt den Blutdruck hoch… Obwohl bei der ein oder anderen Person das Herz immer ein bisschen schneller schlagen mag beim Gedanken an Kaffee, liegt dies wohl nicht an der Wirkung des Kaffees an sich. Bluthochdruck resultiert wohl nicht aus Kaffeekonsum allein. Aber Achtung! Das gilt nicht für alle koffeinhaltigen Getränke. Eine mögliche Erklärung ist, dass nur Kaffee Substanzen, wie z.B. Chlorogensäure, enthält und diese den Blutdruck wieder senkt. So wird dem Koffein mit steigernder Blutdruckwirkung entgegengewirkt.

Außerdem: erhöht Kaffee den Cholesterinspiegel?

Der Wirkstoff Cafestol hemmt ein Gen, welches mit einem zusätzlichen Enzym eigentlich den Cholesterinspiegel regulieren sollte. Dieser Wirkstoff ist zwar in Kaffee enthalten, entfaltet sich jedoch nur bei ungefilterten Zubereitungsmethoden. Also wenn das Wasser direkt auf den gemahlenen Kaffee gegossen wird wie bei der French Press, griechischer, türkischer, arabischer oder skandinavischer Zubereitungsart. Laut Wissenschaftler*innen kann nur ein Papierfilter den das Cafestol zurückhalten. Schon etwas weak. Einfach nur ein gefaltetes Papierstückchen. Nun gut, wenigstens ziemlich easy sich zu schützen und außerdem biologisch abbaubar. Trotzdem wird vermutet, dass täglich 5 Tassen ungefilterter Kaffee den Blutcholesterinspiegel um 6% steigern.

Zwischenfazit

keine 20 Tassen Espresso, keine 5 Tassen ungefilterten Kaffee.
Dosis & Zubereitung is key!

Kaffee verursacht Herzrhythmusstörungen!

Nope. Anscheinend ist das ein Märchen. Nach einigen Tests zeigen sich keine Auswirkungen aufs Herz. Es hat sich offenbart, dass ein moderater Konsum von drei bis fünf Tassen am Tag sich sogar positiv auf das kardiovaskuläre (! das Herz und die Gefäße betreffend) Risiko auswirkt. Wie wir bereits gelernt haben sollte der Kaffee gefiltert sein. Mein Herz macht trotzdem einen kleinen Freudensprung und freut sich bereits auf die nächste Tasse.

Kaffee ist schlecht für den Insulinspiegel!

Kaffee, egal ob mit oder ohne Zucker, verändert den Zuckerhaushalt! Auch hier: Die Dosis macht den Unterschied.
Zunächst lässt sich sagen: Koffein und Kaffee wirken sich unterschiedlich auf den Insulinspiegel aus. So gibt es Hinweise, dass Koffein die Insulinsensitivität (! Empfindlichkeit der Körperzellen bzw. der Insulinrezeptoren gegenüber Insulin) zumindest kurzfristig reduziert. Der Konsum von Kaffee hat dagegen keinen Einfluss auf die Insulinsresistenz. In Studien war regelmäßiges Kaffee trinken sogar mit einem geringeren Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes assoziiert und statistisch gesehen erkranken Kaffeetrinkende weniger häufig an Typ-2-Diabetes, als Menschen mit hohem Fleischkonsum. Die Studie schlägt also vor, dass entweder der Körper eine Toleranz entwickelt, aufgrund welcher die Wirkung des Koffeins nachlässt oder andere Substanzen im Kaffee den Effekt ausgleicht. Was der Körper alles kann ist schon beeindruckend und auch welche verrückten Substanzen in Kaffee auf ihn einwirken. Mir fällt auf wie leicht mein Haushalt zu manipulieren ist. Next?

Kaffee dehydriert!

Wer hat sich denn diesen Mythos ausgedacht? Diese Befürchtung wird auch von Wissenschaftler*innen entkräftet: Selbst bei längerer Einnahme moderater Dosen (weniger als 400 mg Koffein/Tag) lassen sich keine negativen Auswirkungen auf den Wasserhaushalt feststellen. Da Kaffee in meinem Kopf sowieso zu einem großen Teil aus Wasser besteht habe ich mir eine solche Frage gar nicht erst gestellt. Es wäre ja quatsch zu dehydrieren. Schön, dass sich so naives Geplänkel meinerseits auch mal verifizieren lässt.

Kaffee ist krebserregend!

Jetzt aber wirklich. Wer auch immer dieses Gerücht in die Welt gesetzt hat ist echt fies. Umso schöner nun zu wissen, dass der Konsum von Kaffee mit keinem Anstieg der Krebsinzidenz oder einer erhöhten Todesrate durch Krebs verbunden ist. Im Gegenteil, vor manchen Krebsarten scheint Kaffee sogar zu schützen.

Party-Kaffee

Zusatzinfo: Kaffee ist offenbar auch gut für die Leber und deshalb hier mal ein neues Cocktail-Rezept:

Rezept für Party-Kaffee
1. Espresso zubereiten, am besten mit einer Siebträgermaschine.
2. Zucker hinzufügen: Damit er sich auflöst, in den heißen Espresso Shot! Dann abkühlen lassen.
3. Ein Glas bereitstellen und mit Eiswürfeln füllen
4. Alle Zutaten nach eigenem Geschmack hinzugeben: Tonic, Sekt und gezuckerten Espresso

Zum Schluss Notiz an mich selbst:
Ich werde wohl eher eine kaffeetrinkende Superheldin, die in der Abenddämmerung ein paar Blogbeiträge verfasst und hin und wieder mal einen Party-Kaffee trinkt.

P.S.
In Studien ging der Konsum von zwei bis fünf Tassen täglich sogar mit einer geringeren Mortalität einher.
In diesem Sinne: Bleibt alle gesund, trinkt angemessen viel Kaffee und passt auf euch auf. PROST

Die Erkenntnisse der neuen Studie von Rob van Dam kannst du hier nachlesen:

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Neun-Mythen-ueber-Kaffee-und-Koffein-411869.htm

https://www.spektrum.de/news/ungefilterter-kaffee-kann-den-cholesterinspiegel-erhoehen/343998

geschrieben von Hanna Kanngiesser